Dezember: Ein Trauerfall


Morsilia ist gestorben



Nach einem fünfzehnjährigen Leben, das ich ihr in den neun Jahren in denen sie mit mir gelebt hat, hoffentlich glücklich machen konnte, ist meine Morsilia am 15. Dezember gestorben.


November: Vogelperspektive


... oder die Sinnhaftigkeit wirtschaftlicher Verflechtungen



Dies ist mein Reich!
Hier gibt es noch einen kleinen Plan vom Hof
Ich pflege dieses kleine Reich nun schon sehr lange. Nur meine Hausverwaltung leistet sich zusätzlich eine Gartenbaufirma. Die taucht zwar nie auf, weil sie durch meine Arbeit nicht benötigt wird, aber auf der Nebenkostenrechnung tut sie es plötzlich doch. Ein Zustand, der schon vor längerer Zeit hätte geändert werden sollen. Die Verhandlungen mit meiner Hausverwaltung ziehen sich unerfreulich in die Länge und enden mit einem sehr unfairen Vorschlag, der offensichtlich darauf pokert, daß bei mir die Liebe zu meinem Umfeld dominiert und der sich wahrscheinlich als wenig praktisch erweisen wird, da er mir gänzlich den Gestaltungsspielraum und somit den Spaß an der Sache raubt.
Mein Vorschlag wäre genauso teuer gewesen, hätte mir aber eine Unfallversicherung und Arbeitskleidung ermöglicht.

Oktober: Happy Halloween!


mal wieder



Nachdem ich in den letzten Jahren diesem Fest gänzlich abhold war und bisweilen den Klingelstecker gezogen hab, um die unangenehme Abgreifertruppe vom Zirkus Internationale nicht weiter bedienen zu müssen, bin ich dieses Jahr wieder mal etwas konsilianter gewesen. Mein Kürbis stand leuchtend im Fenster und Süßigkeiten hatte ich ebenfalls vorrätig. Siehe da, das war nicht verkehrt. Überraschenderweise erschienen entzückende kleine Gespenster und waren sogar größtenteils in Begleitung ihrer Eltern unterwegs.
Für die Sicherheit der kleinen Geister, Hexen und Vampire und die der besuchten Nachbarn ist die Begleitung durch Erwachsene absolut sinnvoll, aber ein Zeichen dafür, daß sich unser Kiez verändert, ist sie auch.

Abgesehen davon hatte ich im Oktober noch einmal Anlaß, die letzte meiner freiwilligen Objektbeziehungen zu überdenken, wie sich ja bereits im Begleittext der Bilder vom September angedeutet hat. Mit nur einer dieser Beziehungen fällt das entschieden leichter. So kam ich zu dem Ergebnis, daß, während mein Lieblingsmensch kompromißlos ihm übergeordnete Inhalte durchsetzt, ich dasselbe mit selbstgewählten Inhalten mache, sofern mir die Natur nicht diktiert, was oft genug vorkommt. Der gemeinsame Nenner ist die Übergriffigkeit dabei. Ich freue mich sehr über die Wahl meiner Inhalte, weil Gärtnern niemandem schadet und werde weiter ausschließlich dabei bleiben, bis damit eine vertretbare Kultur entstanden ist.

September: Erntezeit


für Selbsterkenntnisse



There's a new Girl in Town! Amy "Di Mog I" Winehouse jr.

Kommen Sie mit auf einen kleinen Spaziergang und ich erzähle Ihnen etwas.
Hier klicken oder einfach auf das Bild klicken um zum Nächsten zu gelangen.

August: Das All


unendliche Weiten!



So ein Ausblick ist Glück und ich genieße dieses Glück so oft ich kann.
Die Kastanie ist meine Freundin weil sie mir gute Ratschläge gibt und sehr nett ist.

"Sei einfach Du!"
"Was kümmert Dich ...?"
"Gib Dich nicht mit schlechten Menschen ab."
"Ich bin immer da."

Juli: Nachhaltigkeit...


...der Probleme erfordert Nachhaltigkeit der Gegenmaßnahmen




Das Beispiel Unkraut: Unkraut ist am Besten mit den Wurzeln auszureißen. Dazu erfaßt man möglichst den gesamten Schopf so dicht als möglich über dem Erdboden und zieht langsam aber konsequent die Wurzel aus dem Boden. Wenn man zu schnell zieht, reißt der Schopf ab und das Unkraut kommt wieder, da die Existenzgrundlage nach wie vor besteht. Beim Unkrautjäten ist es sinnvoll, sortenweise vorzugehen, um eine neue Aussaat durch Artgenossen zu verhindern. Außerdem fällt es leichter, eine Spezies durch den visuellen Filter zu jagen als zwanzig Verschiedene. Durch das Unkrautjäten entsteht offener Boden. Dieser ist sofort neu durch sinnvolle Ansaaten zu besetzen.

Der geneigte Leser wird mir sicher einen allegorischen Charakter dieser gärtnerischen Philosophien unterstellen, aber das steht jedem frei. Wo er sich dabei politisch wiederfindet, habe ich nicht zu verantworten.

Im wirklichen Leben hat der Monat Juli wieder bewiesen, daß Präventions- und Erziehungsarbeit Lernfähigkeit voraussetzt und daß die nicht allen unseren Mitbürgern gegeben ist. Kaum bricht der Fastenmonat an, begeben sich die Hauptkontrollinstanzen in den Nachtmodus und die lieben Sprößlinge stellen tagsüber unbeaufsichtigt ihren Sinn für Nachhaltigkeit unter Beweis. Sinnvollerweise sind auch unsere Jugendkultureinrichtungen während des Monats Ramadan geschlossen, so daß ihnen wenig andere Möglichkeiten bleiben als zu klauen, zu stören, zu pöbeln, Sachen kaputtzumachen und den verbliebenen Rest mit Müll zu dekorieren. Unversehens fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit bevor alles begann und erkennt die Wichtigkeit jedes noch so kleinen Faktors, der die bedauernswerten Sprößlinge dissozial persönlichkeitsgestörter Familienklans unter den Hut eines harmonischen Zusammenleben zaubert. Die Eltern die gerade schlafen, die Nachbarn die gerade im Urlaub sind, die Schule die gerade geschlossen ist, die Betreuer die selbst gerade im Urlaub sind - eben die ganzen Leute die eigentlich nachhaltig ihren guten Einfluß auf die Kinderchen ausüben sollten und das nicht hingekriegt haben.

Zum Glück funktioniert meine Gartenpflege (dank sinnvoller Ansaaten) wenigstens nachhaltig und sollte sie das ausnahmsweise mal nicht tun könnte man den Begriff Nachhaltigkeit erneut überdenken.

Allerdings, wenn ich hier neben dem geöffneten Fenster zur Straße am Computer sitze und Gesprächsfetzen höre, wie: "Wallah, hier würde ich auch gerne mal Feuer reinwerfen." "Wie, wohnt die noch hier?" "... Blume..." und es dann nachts um zwanzig nach Elf an meiner Tür klingelt, finde ich diesen Artikel noch ziemlich viel zu nett.

Juni: Das Ziel ist erreicht


... und ich durfte mich viereinhalb Minuten ausruhen




Mein Hof war zum "Langen Tag der Stadtnatur" öffentlich und ca 130 supernette Gäste,
die zum Teil ein erhebliches Wissen über Flora und Fauna mitbrachten, haben uns besucht.
Die Hauptattraktion war Frau Turans Gemüsegarten,
dicht gefolgt von meiner chlorophyllinduzierten Gewaltprävention
und natürlich die Hängematte für die Kids.

Schade daß wir nicht mehr Bilder von der Veranstaltung liefern können, aber egal.

Mai: ist zwar vorbei....


... aber hier seht Ihr was ich die ganze Zeit gemacht hab.




... und wenn Ihr auf das Bild klickt, seht Ihr den ganzen Hof in einem Rundgang an enem sonnigen Sonntagmorgen.

April: Persönliche Distanz


Urteile, Vorurteile, Zugehörigkeit.....


... und öffentliche Verlautbarungen - das alles gibt mir Anlaß, meine persönliche Haltung etwas klarer abzugrenzen. Mitte April wurde das Vorhaben einer Demonstration durch den Wedding anlässlich der antikapitalistischen Walpurgisnacht am 31. April bekannt. Nun war ich zwar noch nie der Meinung, daß diese Art von Demos in Arbeiterbezirke gehört, habe mir aber die Vorveranstaltung und die Pressekonferenz dazu angeschaut und kam zu dem Schluß, daß ich mit den Forderungen konform gehen kann und dagegen nichts einzuwenden ist. Also nahm ich mit meinen Freunden daran teil.



Es war ein Mordsspaß und ein sehr netter Abend unter friedlichen, sehr höflichen und zugänglichen jungen Leuten. (Staatsmacht inclusive, besten Dank für die Verteidigung unserer Grundrechte!)

Leider kursierte in Bezug auf diese Veranstaltung ein Schreiben des Fördervereins Brüsselerkiez, das auch in der Presse wiedergegeben wurde und dessen Textaufbau ich in der mitunterzeichnenden Stadtteilvertretung Müllerstraße, zu der ich gehöre, nie zugestimmt hätte. Die Zustimmung zu diesem Schreiben wurde jedoch nicht in öffentlicher Sitzung abgestimmt.

Daher möchte ich mich von allen nicht mehrheitlich getroffenen Beschlüssen und öffentlichen Verlautbarungen dieses Gremiums hiermit deutlich distanzieren. Die anderen muß ich natürlich mittragen, auch wenn ich oft anderer Meinung bin.

Wenn es der Sitzungsturnus nicht erlaubt, zu einem Thema eine Position zu erarbeiten, sollte man sich nicht dazu hinreißen lassen, spontan eine vom Zaun zu brechen. Schließlich sind wir nicht die Dorfsherriffs, sondern wir begleiten einen Planungsprozeß in beratender Funktion.

März: Invasive Langeweile


Essen mit Nachgeschmack


Zugegeben, manchmal habe ich komische Einfälle. So zum Beispiel an einem sonnigen Tag Anfang März.
Ich war seit fünf Uhr am Arbeiten, hatte tierisch Hunger, nichts zu Essen im Haus und mußte zur Post.

Fatale Situation. Fertiggericht hätte ich erst kaufen müssen und erst nach der Post bekommen,
Döner in der Warteschlange zu essen wäre irgendwie auch unspaßig gewesen,
also rollte ich sonnenverliebt zur Nazarethkirchstraße,
stellte mein Rad mangels Fahrradparkplätzen in der Turiner Straße ab
und begab mich ins Cafe.

Von den beiden Gerichten auf der großen Schiefertafel war das von mir präferierte leider aus,
erklärte mir die Dame nach ca 20 Minuten sitzen. Zumindest der Platz war schon ganz nett.
Wenn ich es schaffen würde, die Akustik auszublenden, hatte ich zumindest einen guten Ausblick auf
die neue Nazarethkirche, ein bißchen Grün und alles was daran vorbeilief.

Ich entschied mich für eine Alternative aus der italienischen Küche und wartete.
Anfangs ging das Weghören noch ganz gut. Ich switchte einfach hin und her
zwischen den Gesprächen rechts und links neben mir und ließ die Fragmente
unsortiert unter den Tisch fallen. Das Essen dauerte.

Es dauerte etwas zu lang, als daß ich mich des Eindrucks hätte erwehren können,
daß beide Gespräche völlig uninteressant waren.
Links am Fenster Wohngemeinschafts- und Berufsprobleme,
rechts am Tresen Mutter- und Berufsprobleme.

Meine Nudeln kamen. Ich aß.
Dadurch konnte ich mich natürlich nicht mehr so richtig auf das Switchen konzentrieren
und so endete ich mit meiner ungeteilten Aufmerksamkeit zwangsläufig auf dem Mutterkanal.
Ich begann mich leise zu freuen, daß mich dieser Gehirntod nicht ereilt hatte.

Die Wohnsituation, die Unzerstörbarkeit bestimmter Buggiemodelle
und finanzielle Erwägungen bezüglich der KiTa, die günstige Miete, der Job,
die Unterbezahlung und die Unsicherheit ob man ihn behalten kann,
alles tropfte immer lauter in meinen Teller.
So schnell konnte ich gar nicht essen! Zum krönenden Abschluß und den Kopf
beifallheischend zu meiner Seite geneigt, bekundeten die Damen ihr Wohlgefallen an der Location,
hätten aber gerne noch die neue Nazarethkirche gegen den Kinderspielplatz getauscht.
Gleich gegenüber dem Cafe.
Dann wärs wie in PRENZLAUER BERG!!!

Ich schaute von meinem Teller hoch, spendierte der Theorie meinen angekotztesten Gesichtsausdruck
und aß dann weiter. Klägliches Wimmern über den erfolglosen Gag und Abgang mit Buggie.
Glückwunsch!

Ab jetzt wird besser eingekauft.


Februar: Kraft fürs Neue Jahr


Kleine Trophäen, die Mut machen...


... sind erstmal meine justamente austreibenden Zwiebeln im Hof.
Wir werden bis in den Sommer von allem etwas Blühendes bekommen.
Der Kompost erwacht wieder und der große Sandspielplatz fühlt sich
mit der ganzen Biomasse aus dem letzten Herbst schon wesentlich erdiger an.
Dieses Jahr wird die Gründüngung etwas vielfältiger werden können.
Samen sind bestellt. Vielleicht gibts auch schon ein paar Möhrchen und Radieschen.
Die ersten Interessenten für einen Gemeinschaftsgarten haben sich schon angemeldet.
Umgraben macht Spaß!

Die Jungs die von meinem Nachbarn schon als Kinder auf meiner Fensterbank
die Grundausbildung im Terrorisieren erhalten haben, machen Karriere
und werden von der SoKo Scherer endlich ernstgenommen.
(Eigentlich schade, weil ein paar von denen wirklich ganz nett sind)

In der letzten Quartiersratssitzung wurden wir mit einem Bericht des Sprechers beglückt
und wir durften auch über QF-3-Projekte abstimmen.
Zugegebenermaßen war die Sitzung etwas holprig,
aber so viel Verantwortung ist ja auch erstmal recht ungewohnt.
Ich freue mich, daß mein Gemecker nun doch zu etwas geführt hat.
Über den Ausgangspunkt und den Verlauf dieser Entwicklung bin ich allerdings nicht glücklich.
Bleibt zu hoffen daß auch nach meiner Amtszeit als Quartiersrat etwas davon übrigbleibt.

Die Nachfrage nach meinen Erzeugnissen ist trotz Preiserhöhung weiter angestiegen.
Nachdem ich in den letzten drei Jahren ja sehr viel Zeit in die Befriedung
meines Arbeitsumfeldes gesteckt habe, ist das eine äußerst begrüßenswerte Entwicklung.
Eine ruhige Umgebung bei geschäftlichem Stillstand wäre sicher nicht sinnvoll gewesen.

Zu alledem durfte ich heute kurz meinen Lieblingsmenschen sehen.
Der März darf kommen! (Dann gibts auch wieder Bilder)

Januar: Sparen oder Nerven sparen?


Einkaufen bei Netto am Leopoldplatz


Eigentlich gehe ich lieber nicht zu Netto.
Die Einkaufswagen sind mir zu riesig und das Warenangebot auch.
Aber die frische Vollmilch von dort schmeckt mir sehr und für Milch tu ich fast alles.

Der Netto-Markt am Leopoldplatz ist über zwei Eingänge zu erreichen.
Entweder man geht zwischen dem Gemüsestand und Burger King am U-Bahn-Eingang vorbei
ins Untergeschoß oder man nimmt den Hintereingang in der Luxemburger Straße,
umrundet Treppenhaus und die aufwärts führende Rolltreppe
bis zum eigentlichen Vordereingang um ins Untergeschoß zu gelangen.
Am Hintereingang sind erstens weniger Leute
und zweitens kann man dort genau ein Fahrrad abstellen.

Ich bevorzugte also diesen Eingang und hätte vermutlich weiter dort eingekauft,
wenn es mir gelungen wäre, ein einziges Mal das Gebäude
mit meinen Einkäufen planmäßig wieder zu verlassen
oder mein Rad noch so vorgefunden hätte wie ich es abgestellt habe.

Damit hatte ich bei zehn Einkäufen kein einziges Mal Glück.
Also kaufe ich wieder bei Karstadt gegenüber ein.

© 2012 by mrsmeier